Wenn Politik mit Karneval eine gewisse Synergie eingeht, dann kann das lustig sein, muss es aber nicht. Die CDU hatte zum politischen vorabendlichen Aschermittwoch eingeladen, mit Jens Nacke auch einen Witze-Erzähler vor dem Herrn gefunden. Wären da bloß nicht die Groko-Gespräche in Berlin…
Kreisvorsitzender Adrian Mohr hatte zum Schluss der Veranstaltung im Borsteler Hof auch den Nachhausegeh-Hinweis parat: „Über zwei Dinge macht man derzeit keine Witze: Über die SPD und den HSV." Schmackhafter Grünkohl garnierte quasi die Redebeiträge, die vor mehr als 150 Zuhörern für Unterhaltung, aber auch zum Nachdenken anregten. Bei soviel karnevalistischem Treiben verwechselte Stadtverbandsvorsitzender Olaf Kluckhuhn auch noch die an diesem Abend teilnehmenden Zeitungen. Schwamm drüber. Bundestagsabgeordneter Andreas Mattfeldt verriet den christdemokratischen Kohlfans, wie es derzeit in seinem „Innenleben" aussieht: „Das ist schwer verdaulich, was wir in Berlin erleben." Was jetzt verhandelt worden sei, bezeichnete Mattfeldt „als nicht so schlecht." Als Haushälter passe ihm ein roter Finanzminister zwar nicht, doch mit der Wahl von Olaf Scholz könne er leben. „Fehlt da nur noch, wenn Ralf Stegner Außenminister wird." So weit wird es wohl nicht kommen. Mattfeldt regte sich vielmehr darüber auf, dass „wir fast ein depressives Land geworden sind." Das zeige die Berichterstattung in den Medien. Die Presseschelte verband er zudem mit der Sorge, der SPD-Mitgliederentscheid könne „in die Hose gehen." An die Größenordnung des Vertrauensverlustes mag er dann gar nicht denken. So blieb dem Ammerländer Jens Nacke als Gastredner die Aufgabe, die Seelen an den Tischen wieder aufzuheitern. Doch auch er begann mit einer schlechten Nachricht. Kurz vor Weihnachten wurde er bei einer Fahrt auf der A 27 zwischen Mittelleitplanke und einem Lastwagen eingeklemmt. Er blieb unverletzt, an seinem Auto aber entstand Totalschaden. „Euer Autohaus Eggers hat mir sehr geholfen", lobte Nacke die Experten aus Borstel. Doch dann war endlich Schluss mit traurig. Nacke legte los wie die Feuerwehr. Der Ammerländer mit Wohnsitz in Bad Zwischenahn ließ selbst die (un-)geliebten Holländer nicht ungeschoren: „Wenn Sie denen bei uns beim Einkaufen zusehen, ist das so, wenn Ausländer unkontrolliert über die Grenze kommen." Das saß. Nackes politische Schaubilder hatten richtig Schmackes. „In Berlin wünschen sich viele Leute lieber eine Sahara-Koalition: Alle in die Wüste schicken." Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion streute aber auch hin und wieder ernste Passagen ein. „Die Lage in Deutschland ist doch richtig gut. Offenbar wird aber der Kompromiss immer mehr als Fehler betrachtet", kritisierte der Politiker. Jetzt sollten die ganz normalen Familien wieder in das Blickfeld rücken. Die Menschen sollten erkennen, wenn Wahlversprechen umgesetzt würden, dann sei das konkrete Politik. „Heute Abend können alle guten Gewissens nach Hause fahren, denn Grünkohl ist ein vitaminreiches Gemüse", sagte Nacke. Die dafür notwendige Flüssigkeit hatte Adrian Mohr parat. Er überreichte Nacke ein Sixpack Preußens Pilsener, was vermutlich Brauer Andreas Mattfeldt ganz besonders gefreut haben dürfte.
(VAZ vom 15.02.2018)
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